Verstehen wir die Medien schon oder konsumieren wir sie noch?
von: Lea Harms und Jasmin Baghiana
Wir alle nutzen jeden Tag die verschiedensten Medien und es werden mit jedem Tag mehr. Vom ersten Blick auf das Smartphone in die sozialen Medien über das Radio beim Frühstück, die aktuellen Nachrichten auf einer App, den Podcast auf dem Weg zur Arbeit und schließlich zum Streaming-Dienst am Abend. Jedes einzelne dieser Medienangebote beeinflusst uns und unser Denken. Doch wie gut können wir einschätzen, was für einen Einfluss Medien wie Instagram, Youtube & Co. auf uns haben? Verstehen wir, was wir auf diesen Plattformen konsumieren oder müssen wir unser eigenes Nutzungsverhalten doch genauer unter die Lupe nehmen?
Weil immer mehr Menschen digitale Medien konsumieren, ist es wichtig, sie verstehen zu lernen.Eine Studie zum Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen vom mpfs stellt im Jahr 2020 fest, dass bereits junge Kinder die digitalen Medien ausgiebig nutzen. Besonders Youtube ist bei Kindern beliebt. Wie schnell die geteilten Beiträge dabei manipulieren oder die Wahrheit verzerren können, hat auch Fynn Kröger festgestellt. Seine Motivation ist es gewesen, mit ansprechenden Videos komplexe Themen einfach und verständlich herunterzubrechen. Er selbst beschreibt seine Videos auf dem Kanal „Ultralativ“ als „Videoessays über YouTube, das Internet und den ganzen absurden Rest.” Obwohl er mit seinen 328.000 Abonennt*innen tief in der Medienwelt steckt, verrät er uns in einem Interview, dass selbst er trotz großer Kompetenz mit der Komplexität des Informations- und Nachrichtenzustroms manchmal überfordert ist.
Schwierigkeiten, seriöse Quellen einzuschätzen und die Informationen richtig zu verstehen, lassen sich auch gesamtgesellschaftlich beobachten. Das Aufstreben der Querdenkerbewegung während der Pandemie oder die Propaganda des russischen Medienapparates sind nur einzelne Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit. Laut einer repräsentativen Umfrage neigen bereits viele Deutsche zu Verschwörungstheorien, welche durch das Verbreiten von Fehlinformationen gefördert werden. Plattformen wie Instagram oder Facebook kreieren durch Empfehlungsalgorithmen Filterblasen, die einerseits Gleichgesinnte zusammenbringen aber damit nur einen Bruchteil des Gesamtbildes wiedergeben. Menschen, die anfangs Unsicherheiten gegenüber der Coronasituation hatten, wurden durch den gefilterten Zuspruch in ihrer Angst bestätigt. Dadurch besteht die Gefahr, dass der Diskurs über verschiedene (politische) Einstellungen durch den einseitigen Informationszufluss gehemmt wird. Unbewusst bilden wir Meinungen ohne dass wir es mitbekommen oder wollen.
Wie können wir dieser Herausforderung entgegenwirken?
Schon Kinder wachsen mit dem Konsum von digitalen Medien auf, sodass ein Verständnis für den bewussten Umgang genauso früh entstehen sollte. Auch die Bundesregierung schätzt Medienkompetenz als eine früh zu erlernende Schlüsselqualifikation ein. Die Schule als Institution eignet sich dafür als Lernort. Was Schulleiter*innen bislang jedoch bemängeln, ist, dass Lehrkräfte in dieser Fähigkeit selbst noch nicht vollständig ausgebildet sind. Weil sich aber Medien derart dynamisch weiterentwickeln, braucht es über eine Grundausbildung hinaus regelmäßige Fortbildungen für Lehrende.
Auch Fynn Kröger erkennt während des Interviews an, dass Schulen eigentlich der richtige Ort für eine solche Kompetenzförderung sind. Weil er die Änderung des Bildungssystems jedoch als sehr langwierig erachtet, gibt er den jungen Zuschauer*innen mit seinen kurzen Videos wichtige Werkzeuge zur Hand. In seinen Videos betrachtet er aktuelle Mediengeschehen und zeigt, dass man eine „gewisse Grundskepsis“ auf vermeintliche Tatsachen haben sollte.
Er legt besonderen Wert auf die Zielgruppe der Volljährigen und Wahlberechtigten, weil diese eine gesellschaftliche Verantwortung und damit auch politischen Einfluss haben.
Letztlich zeigt sich, dass die generelle Notwendigkeit einer Medienkompetenz allerseits anerkannt ist, die Bewältigung derselben aber doch noch verschiedene Fragen aufwirft. Sowohl die Forschung wie auch auch Fynn Kröger bemängeln die Langwierigkeit einer systematischen Umwälzung, welche der Schnelllebigkeit der digitalen Medien unterliegt. Deshalb ist es sinnvoll, die Medien selbst in die Hand zu nehmen und wie der Youtuber selbst mitzugestalten. Über eine Tatsache herrscht jedoch Konsens: demokratische Meinungsbildung kann nur stattfinden, wenn wir ein Bewusstsein für digitale sowie soziale Medien entwickeln. Hinterfragen ist wichtig: heute genauso wie morgen.