Journalismus: Wo stehst du und wo willst du hin?
Die Welt steht vor Herausforderungen. Eine Krise jagt die nächste. Themen werden komplexer. Und ein Überblick immer schwerer. Die Massenmedien werden auch vierte Gewalt genannt. Sie sind das “Beobachtungssystem der Gesellschaft“. Doch um eine Gesellschaft zu beobachten und zu spiegeln, muss sich der Journalismus mit den Anforderungen der aktuellen Generationen weiterentwickeln.
In einer Studie vom Hans-Bredow-Institut, (#usethenews) zeigt sich die wachsende Bedeutung von Online-Journalismus, insbesondere auf sozialen Netzwerken. Über die Hälfte der Teilnehmer findet es weniger wichtig, sich über aktuelle Ereignisse zu informieren. Dies liege vor allem am fehlenden Alltagsbezug. Junge Erwachsene, die das Gefühl haben, politisch mitwirken zu können, hätten ein höheres Interesse an Nachrichten. Häufig fehle es jedoch an einem grundlegenden Verständnis des Journalismus und dessen Relevanz für die Demokratie.
Journalisten sollen recherchieren, informieren, kontrollieren und den Meinungsbildungsprozess der Bevölkerung sicherstellen. Doch die aktuellen Trends zeigen deutlich: Es wird immer schwieriger, die unterschiedlichen Gruppen abzuholen.
Ein Beispiel mit Zukunft?!
Die News-WG vom Bayerischen Rundfunk will sich der Herausforderung stellen. Das Nachrichtenformat wurde 2018 mit dem Motto: “Bye bye Halbwissen, hello Hintergründe!”, ins Leben gerufen. Sie wollen auf verständliche Weise das junge Publikum informieren. “Viele junge Menschen überfordert die Informationsflut”, bestätigt die Hostin Helene Reiner. Nachrichten-Desinteressierte versuchen sie durch humorvolle Beiträge, mit abzuholen. “Das gelingt uns aber nicht immer”, räumt sie ein.
Der Gefahr, dass immer mehr junge Erwachsene sagen: “Ich mach zu, ich will davon nichts mehr wissen”, sei sie sich bewusst. Durch die Rubrik: “Nachrichten die gar nicht mal so schlecht sind”, versuchen sie der schlechten Stimmung entgegenzuwirken.
Konstruktiver Journalismus
Für Helene Reiner bedeutet das, “Lösungsansätze” aufzuzeigen und einen positiven Ausblick zu geben. “Man sollte nicht das Gefühl bekommen; Ich muss hier alleine die Krisen der Welt lösen”, erklärt sie. Inzwischen gibt es einige Portale, die sich Good News zur Aufgabe gemacht haben. Allerdings rät die Hostin von krampfhafter Positivität ab. Konstruktive Berichterstattung sollte sich durch alle Bereiche ziehen.
Der Journalist Johannes Tran sieht es ähnlich. “Man sollte nicht nur trocken über das Negative berichten.“ Es brauche eine Mischung: “Du kannst zum einen über die Krise berichten und zum anderen auch über die Hilfsbereitschaft“, erklärt der NDR-Reporter.
Nachrichtendienste auf sozialen Netzwerken
Johannes Tran ist kein Fan von Social Media. Trotzdem sei es wichtig, dass Tagesschau und andere Nachrichtensender auch dort stattfinden: “Sonst holt man manche gar nicht mehr ab.”
Trotzdem stehen sie häufig in der Kritik: Soziale Netzwerke würden keinen qualitativen Journalismus ermöglichen. Komplexe Themen werden in kurzen Posts und Videos dargestellt und Trends beeinflussen die Inhalte. Tran erklärt jedoch: “Beiträge sind verkürzt und zugespitzt, können aber trotzdem richtig sein.”
Als Vorteil sieht Helene Reiner den direkten Austausch mit Lesern. In den Kommentaren werde noch ausgiebiger über Themen diskutiert und die Follower sind eingeladen, Feedback zu geben.
Journalismus von morgen
Fest steht, soziale Netzwerke werden immer wichtiger. Formate wie die News WG entstehen, die versuchen, wieder mehr Menschen abzuholen. Journalismus ist in Bewegung, genau wie unsere Gesellschaft.
Ein Artikel von Maya Teichert