Jugendmedienfestival Blog

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All about YOGA: Ein problematischer Trend?

Svenja Rohlfs gibt einen Traditional Hatha Yoga-Kurs auf dem JMF23.
Svenja Rohlfs gibt einen Hatha Yoga-Kurs auf dem diesjährigen JMF. Foto: Rieke Tischler

Einatmen. Ausatmen. Die Beine strecken, um in den herab-schauenden Hund zu kommen, dann nochmal: Einatmen. Ausatmen.

Etwa fünf Prozent der Deutschen machen laut einer Umfrage des Bundesverbands der Yogalehrenden (BVY) regelmäßig Yoga. Die aus Indien stammende, spirituelle Lehre wurde in den vergangenen Jahren in den westlichen Ländern immer beliebter, weil sie angeblich viele physische und psychische Vorteile besitzt. Außerdem ist die Praxis sehr massentauglich. Inzwischen kann man laut Daten des BVY in fast jeder deutschen Stadt in Fitnesscentern oder Yoga-Studios Yoga praktizieren. Aber auch die vielfältigen Online-Angebote tragen dazu bei, dass Yoga leicht zugänglich und individuell angepasst ausgeübt werden kann.

Doch der Trend ist nicht nur lustiges Auf-Der-Matte-Herum-Turnen, dahinter steckt auch viel Geld. Schon allein die sogenannten Yogateachings, wo Yogalehrende ausgebildet werden, können einige Tausend Euro kosten. Svenja Rohlfs, Yogalehrerin, erzählt beispielsweise, dass sie für ihr erstes Teaching 3000 Euro für vier Wochen auf Bali zahlte, plus An- und Abreise. Gleichzeitig sei ein Job als Yogalehrerin nicht besonders lukrativ. Fast alle Yogalehrenden in Deutschland sind unterbezahlt, so Svenja. „Es muss sich etwas in der Industrie ändern,“ sagt sie, schließlich sei Yoga auch eine Dienstleistung.

Insgesamt bezifferte sich der Yogamarkt 2021 auf ein Volumen von etwa 130 Milliarden Dollar. Vor allem der Vertrieb von Yogazubehör ist eine Geldgrube. Das Unternehmen Lululemon verkauft beispielsweise solche Produkte und konnte seinen Nettoumsatz von 2008 bis 2019 um ungefähr das Zehnfache steigern.

Diese Vermarktung der traditionellen Praxis stößt auch auf Kritik, besonders im Zuge der allgemeinen Kolonialisierungsdebatte. Oft ist die Praxis, wie sie in Deutschland ausgeübt wird, von der ursprünglichen Idee entfremdet. Bei der indischen Tradition liegt der Fokus auf dem spirituellen Aspekt. Mit der Kolonialisierung Indiens nutzten die Briten die Übungen als Fitnesstraining anstatt als ganzeinheitliche Praxis. Dies prägt bis heute das Verständnis von Yoga in den westlichen Ländern. Die Kommerzialisierung von Yoga wird oft als kulturelle Aneignung kritisiert, weil die Praxis aus ihrem kulturellen Kontext gerissen und für finanzielle Zwecke verwendet wird.

Svenja erzählt hingegen: „Was ich so aus Indien höre, ist, dass, wenn wir Yoga richtig anwenden, dann dürfen wir das auch.“ Letztendlich sei es wichtig in den Dialog zu gehen und Yoga als spirituelle Praxis zu verstehen und respektieren.

Ein Artikel von Pauline Ruprecht