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Sind wir mediensüchtig?

von Jael Keck, 1. Juni 2019

Auf dem Weg zur Schule scrollen durch den Instagram-Feed, in der Schule (vorausgesetzt Handys sind erlaubt) mit dem Freunden die neuesten Youtube-Videos schauen, nach der Schule erstmal auf Facebook aktiv sein, abends entweder Netflix oder das neueste Computerspiel – und nebenbei Chatten per WhatsApp. Ein Leben in der virtuellen Welt gehört inzwischen zum Alltag und ist für die meisten nicht mehr wegzudenken. Doch macht das uns alle zu Mediensuchtis?

Laut Jan Hansen, Regionalgeschäftsstellenleiter der BARMER in Norderstedt, ist das nicht der Fall. Erst wenn wir in unserem realen Leben Probleme bekommen, beispielsweise die Schulnoten schlechter werden oder die Freunde immer weniger, sind wir gefährdet. Rund 700.000 Männer und 600.000 Frauen sind von Mediensucht betroffen. Social Media und Co sind hierbei allerdings nicht der Hauptsuchtfaktor. Am süchtigsten machen anscheinend Computerspiele, auf dem zweiten Platz liegen Pornos und erst hierauf folgen die sozialen Netzwerke. Mehr hierzu kannst du auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit nachlesen.

Welche Auswirkungen hat eine Mediensucht?

Dass solch eine Sucht problematisch ist, ist selbstverständlich. Betroffene Menschen kommen in der realen Welt nicht mehr zurecht und verbringen immer mehr Zeit im Netz. Hinzu kommen oft Alkohol-, Nikotin- oder Cannabisabhängigkeiten. Auch körperlich leiden Betroffene; beispielsweise unter Bewegungsmangel und extremen Über- oder Untergewicht. Behandelt werden die Mediensüchtigen mit Therapien, in extremen Fällen auch mit Reha-Einweisungen.

Das Internet, „eine Welt, in der man die Anerkennung bekommt, die einem in der realen Welt fehlt.“

Bei Präventionsmaßnahmen ist man sich uneinig. „weniger Medienkonsum“ heißt es hier, „frühe Aufklärung“ dort. Einen konkreten Maßnahmenplan gibt es jedoch nicht. Doch eins ist klar: Bei unnatürlich hohem Medienkonsum handelt es sich um ein Fluchtverhalten aus der realen Welt. Und das ist uns allen bekannt! Wenn wir uns unwohl fühlen oder uns nach einem schlechten Tag ablenken wollen; unser Handy ist immer für uns da. Nicht umsonst beschreibt Hansen das Internet als „eine Welt, in der man die Anerkennung bekommt, die einem in der realen Welt fehlt.“

Was kann ich gegen Mediensucht tun?

Deshalb ist wohl das beste Präventionsmittel Achtsamkeit, euch selbst und euren Mitmenschen gegenüber. Ist jemand für längere Zeit auffällig still und nimmt nie an Treffen teil? Forscht nach! Denn auch wenn keine Mediensucht oder Ähnliches dahintersteckt, ist es immer schön zu wissen, dass andere sich um einen sorgen.  Dann gibt es natürlich noch Tage, an denen es dir selbst nicht so gut geht und du dich einfach nur in deinem Bett verkriechen und YouTube-Videos schauen möchtest. Doch hierbei solltest du reflektieren: Wird es dir dadurch besser gehen oder wird dich eher ein Treffen mit Freunden auf andere Gedanken bringen? Die Antwort ist wohl häufig letzteres.

Wobei es hier auch wichtig ist anzumerken: Auch Zeit für sich ist komplett okay und nicht jeder kann immer von anderen Menschen umgeben sein. Und auch das Internet ist natürlich nicht der Feind und kann für sehr viel Positives dienen. Es ist nur wichtig, seine Zeit bewusst zu nutzen und sich nicht im unendlichen Meer des Internets zu verlieren.

Podiumsdiskussion JPF19
Podiumsdiskussion zum Thema Mediensucht auf dem JPF 2019, Foto: Cara Golisch