Portrait: Bernd Fiedler
Ein Mann, der nur verdeckt tätig ist?
Bernd Fiedler (rechts) hält den Workshop „To be young and online“. Foto: Fee Werda
Hauptberuflich Moderator und Projektmanager für Wikimedia Deutschland, vorher Lehrer und Lehrbeauftragter am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Universität Berlin für Politik-wissenschaften. Und heute: wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag. Bis heute ist Bernd Fiedler seiner Passion als Moderator treugeblieben und moderiert nebenberuflich Veranstaltungen.
Seine große Begeisterung bis heute: Digitalpolitik. Die Themen gehen dabei von Datenschutz über Recherchetools und digitale Rechtspolitik. Es sind die Bereiche, in denen er sich auskennt.
In seinem Workshop auf dem Jugendmedienfestival war genau das im Fokus. Unter anderem ein Thema: regelmäßig zu überprüfen, welche Inhalte auf Social-Media von einem sichtbar sind. Dass die Menschen auf den Schutz ihrer Daten entsprechend achten und Inhalte löschen, welche einem später auf die Füße fallen könnten – dafür will er Bewusstsein schaffen. Zuvor sprach er über entsprech-ende Recherchetools und zeigte, wie einfach es doch sei, Personen auszuspionieren – mit nur ganz wenigen Infos über sie.
Er verwies zum Beispiel auf die Google Bildersuche, bei der man ein Bild einer Person hochladen kann und andere Bilder dieser Person angezeigt bekommt. Ebenfalls sprach Fiedler darüber, wie einfach es sei, Falschnachrichten zu verbreiten. Wenn diese einmal im Netz seien und aktiv geteilt werden, würde es noch schwieriger, diese Desinformationen wieder einzufangen und aufzuklären.
POLITIK ODER MODERATION?
Aber: Bundestagsabgeordneter und Moderator – Ist das nicht ein Interessenskonflikt? Mit dieser Frage hat sich Fiedler beschäftigt. Er skizzierte seine entsprechenden Compliance-Regeln, nach welchen er in Themen- bereichen, die seine Haupttätigkeit
tangieren, nicht als Moderator tätig ist. Dies untermauert er an einem entsprechenden Beispiel aus der tatsächlichen Praxis. So hat er bereits Moderationsanfragen aus dem Gesundheitswesen abgelehnt.
FIEDLER ARBEITETE ALS LOBBYIST
Bei Wikimedia Deutschland, dem deutschsprachigen Verein, der die deutschsprachige Wikipedia fördert, hatte er in seiner Berufszeit selbst als Lobbyist gearbeitet. Er setzte sich dort vier Jahre lang dafür ein, in der Politik dem Wissen, welches von Freiwilligen für jedermann zugänglich ist, ein Gehör zu verschaffen. Entsprechend äußerte sich Fiedler kritisch zu einer allgemeinen Pflicht für Upload-Filter. Für Plattformen, die wie Wikipedia aktiv von Freiwilligen kontrolliert werden, seien diese nicht nötig. Fiedler zeichnet sich durch viele Kontakte zu aktiven politischen Akteuren aus. Er kennt einige Personen, die regelmäßig in den Medien präsent sind und über die auf Social-Media aktiv diskutiert wird.
Veränderungen hat Bernd Fiedler bereits aktiv bewirkt: Bereits seit Jahren forderte er, dass die öffentlich-rechtlichen Medien Produk-tionen unter eine Lizenz stellen, welche unter bestimmten Lizenz-bedingungen von jedermann nutzbar ist; Diese Forderung stammt aus seiner Zeit als Lehrer. Das ist auch der Grund, warum er sich von Hamburg nach Berlin umorientiert hat. Erfolg mit dieser Forderung hatte er – zumindest zum Teil: In den letzten Jahren haben ARD und ZDF viele hunderte Inhalte ins- besondere der Tagesschau und von Terra X unter einer Lizenz veröffentlicht, mit der die Inhalte unter entsprechenden freien Lizenzen sind und nutzbar sind.
Ein Artikel von Raven Schult