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GermanZero – Muss Aktivismus diverser werden?

von: Lena Brenken und Tobias Pilz

Foto: Katie Rodriguez (unsplash.com)

Lobbyismus für eine bessere Zukunft

GermanZero ist eine NGO, welche sich dafür einsetzt, das 1,5 Grad-Ziel einzuhalten. Übersetzt bedeutet das, den menschengemachten, globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Wie die Organisation das macht? Zu großen Teilen mit Lobbyarbeit. Hierfür bereiten Teams aus Ehren- und Hauptamtlichen Gesetzestexte und Ideen für die Politik vor, welche dann in Gesprächen vorgestellt und diskutiert werden. Oft sei GermanZero damit erfolgreich und könne die Politiker*innen überzeugen. Dies begründet der Aktivist Johnny Stengel auch damit, dass GermanZero konkrete, wissenschaftlich und gesellschaftlich durchdachte Maßnahmen-Pakete vorlege. Die NGO hat seit 2019 einen Vereinssitz in Hamburg und untergliedert sich deutschlandweit in viele Lokalgruppen.

Wir interviewten auf dem JMF Johnny Stengel, Hamburger Student und Vollzeit-Aktivist, der sich über Fridays for Future zunächst ehrenamtlich und inzwischen hauptamtlich bei GermanZero engagiert. Er spricht mit politischen Entscheidungsträger*innen über den Klimawandel und kämpft für die Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels.

Wenn Aktivismus eine Farbe hätte

Politischer Aktivismus in Deutschland hat das Stigmata vor allem eins zu sein – weiß. People of Colour (PoC) und FLINTA*-Personen sind eher selten zu sehen. Persönlichkeiten wie Luisa Neubauer scheinen dagegen in den Medien besonders präsent zu sein. Johnny bestätigt uns dieses Stigmata. Er kennt das Problem. Seiner Ansicht nach gibt es eine Reihe von Gründen, warum PoC und FLINTA*-Personen bei deutschen Klimabewegungen nicht oder weniger repräsentiert sind. Zum einen würden Vorbilder fehlen, die diese Gruppen in unserer Gesellschaft ansprechen. Zum anderen haben gut situierte und privilegierte – häufig weiße – Menschen mehr Chancen sowie Möglichkeiten für ein Engagement.

Große Klimabewegungen wie Fridays for Future haben mittlerweile Maßnahmen zur besseren Inklusion eingeführt. So gibt es zum Beispiel Quoten und Veto-Rechte für FLINTA*-Personen.

Inklusion bei GermanZero

Bei GermanZero sind PoC und FLINTA*-Personen noch kaum repräsentiert, erzählt uns Johnny Stengel im persönlichen Gespräch. Es gibt derzeit keine konkreten Ansätze, dies zu ändern. Der Grund: Ein Zeit- und „Personal“-Problem. Der NGO fehle es bisher an Personen, die eine Inklusion in die Hand nehmen. Es braucht immer Einzelne, die sich einem Thema widmen und dieses vorantreiben, so der Aktivist. Die fehlende Kapazität bei den Engagierten als auch der thematische Schwerpunkt Klimaschutz, bedeuten jedoch nicht, dass man sich der Thematik nicht bewusst ist. GermanZero sei offen für einen vielfältigeren Aktivismus und begrüßt diesen.

Hinweis: Johnny Stengel weist ausdrücklich darauf hin kein Experte in der Thematik zu sein, in seinem Aktivismus ist ihm die Frage nach Diversität schon häufiger begegnet, weshalb er hier seine ganz persönliche Erfahrung schildert.